Ein Interview mit Stephan Gallati
Du bist schon lange Mitglied der FGL. Im Verein waren früher alle drei Waffenarten (Florett, Säbel und Degen) vertreten. Das Florett war deine Waffe. Wann hast du mit dem Fechten angefangen?
Ich habe mit 20 begonnen zu fechten (vorher spielte ich mehrere Jahre Handball). Im Verein war es üblich, eine Grundschule mit dem Florett zu durchlaufen. Nach ca. 2 Jahren durfte man sich für eine Waffe oder mehrere entscheiden. Von da an trainierte ich Degen und Florett. Später kam noch das Säbel- Fechten dazu.
Nahmst du an Turnieren teil? Wenn ja, was waren das für Turniere (Nationale, Internationale)?
Kaum habe ich mit dem Degenfechten begonnen, besuchten wir in der Zentral- und Ostschweiz möglichst alle ausgeschriebenen Turniere. Im Einzel und als Mannschaft. An den Turnieren lernt man das Wettkampffechten! Wenn man internationale Turniere bestreiten will, sollte man 3 bis 5 Mal wöchentlich trainieren. Das war früher von der Vereinsstruktur her nicht möglich, heute aber in der FGL schon…… An den Zentral- und Ostschweizermeisterschaften konnte ich früher mithalten, an den Schweizermeisterschaften wurden dann die Grenzen klar aufgezeigt.
Verfolgst du das Geschehen der Fechter im Internet (Resultate) oder auch bei Liveübertragungen? Wo siehst du die Unterschiede von früher zu heute z. B. Bekleidung, Waffe, Fechtstil ect.?
Leider wird die schönste Sportart „Fechten“ nur von den „Deutschen Sportsendern“ gezeigt. Obwohl wir im Degen eine grosse Fechtnation sind, mit enormen Erfolgen, bringt unser Fernsehen kaum mal etwas. Das Fechten hat sich stark verändert, ausser das Degenfechten. Florett- und Säbelturniere kann man nicht mehr anschauen. Auf das „Allez“ stürmen jeweils beide Fechter/Innen aufeinander los, in der Hoffnung, dass das Angriffsrecht auf ihrer Seite ist. Ich habe mit dem Säbelfechten vor einigen Jahren aufgehört, da nach den erneuten Regeländerungen „Sturzangriffe“ verboten wurden. Das führte zu dauernden Regelauslegungsproblemen und zu stetigen Diskussionen.
Hast du den Beschluss des Schweizerischen Fechtverbandes, dass nur noch die Waffe Degen gefördert wird, bedauert? Du hast ja auch umgestellt. Wie war diese Erfahrung für dich?
Ich war als Präsident an dieser Generalversammlung in Montreux dabei, als beschlossen wurde, dass man sich nur noch auf das Degenfechten konzentriert. Als kleine Nation war und ist dieser Entschluss richtig, wenn man international mithalten will. Schade für alle Liebhaber des Florett- und Säbelfechtens. Es gibt in der Schweiz kaum noch Turniere. Die Eleganz, speziell des Florettfechtens, fehlt natürlich in unserer Halle.
Du warst auch Präsident der FGL (1992-97). Wie hat sich die FGL entwickelt?
Das war eine spezielle Situation. Die FGL stand vor dem Abgrund. Ich hatte mit meinem Vorstand Aufbauarbeit zu leisten. In diesen 6 Jahren konnten wir nicht nur die FGL- Mitgliederzahl stark erhöhen, wir hatten auch einen sehr grossen, „familiären“ Zusammenhalt. Es war eine wunderbare Zeit! Die FGL steht heute gut da, dank einigen wenigen Mitgliedern, die alle Arbeiten abdecken. Die Solidarität ist kleiner geworden. Die Leute wollen meist nur noch profitieren, man zahlt ja einen Jahresbeitrag. Leute für Funktionen und Arbeiten zu finden ist schwierig geworden, nicht nur in der FGL.
War der Zusammenhalt der Vereinsmitglieder früher stärker? Ich denke an freiwillige Arbeit z. B. bei einem Vereinsanlass oder Ausrichtung eines Turniers.
Der Zusammenhalt war grösser. Vereinsanlässe wurden sehr gut besucht. Leute für Vorstandsarbeiten zu finden, war kein Problem. Unsere Vorstandssitzungen boten neben der Arbeit beste Unterhaltung. Bei den Turnieren hatten wir ähnliche Probleme wie heute. Wer stellt auf, wer räumt ab. Ich habe mit einigen wenigen FGL-Mitgliedern so viele Pisten montiert und herumgetragen, dass es mir für den Rest des Lebens reicht.
Kannst du dir vorstellen als Veteran im Einzel oder in der Mannschaft zu starten?
Kaum, allenfalls mit einigen Kollegen als Mannschaft. Ich musste das ganze Leben liefern, als Unternehmer, im Militär, war immer Präsident eines Vereines bis heute. Ich will nicht mehr um Punkte fechten, gewinnen, nur noch der Schönheit des Fechtsportes frönen. Dynamisch fechten und schöne Punkte landen, aus der Verteidigung und im Angriff.
Wie hältst du dich in der Corona-Zeit fit?
Ich mache täglich 1/2h Training bei mir zu Hause. Beweglichkeit und Kraft stehen im Mittelpunkt. Dann gehe ich zwischendurch auf das Rennvelo. Sobald es ein wenig wärmer wird, stelle ich im Garten einen Fechtarm auf und mache ein wenig Trefferübungen. Auch werde ich meine Schwäche im Tennis, den Aufschlag, versuchen zu verbessern. (Hoffentlich ruft niemand die Polizei.)
Hast du einen guten Tipp für die jüngeren Fechter, wie sie ihre Ziele erreichen können?
Nutzt das vorhandene, grosse Angebot in der FGL. Früher hätte man von den Trainingsmöglichkeiten, von der Anzahl unserer Trainer/Innen nur träumen können. Mit unseren Möglichkeiten kann ein junges FGL-Mitglied, wenn der absolute Willen vorhanden ist, ein Spitzenfechter/In werden. Möglichst Turniere besuchen, alle Trainings besuchen, privat zusätzlich Kraft und Ausdauer trainieren und in den Schulferien ein eigenes Trainingsprogramm umsetzen. Früher, als die Hallen während den Ferien geschlossen waren, haben wir uns auf Sportanlagen getroffen um zu fechten. Gut geeignet waren 100m-Tartanbahnen.
Schaust du ab und zu auf unsere Webseite? Wenn ja, was interessiert dich?
Unsere FGL-Webseite ist sehr schön gestaltet und wird stets aktualisiert. Da ich keine Turniere mehr bestreite, ist für mich diese Webseite nicht mehr so wichtig. Aber für einen Verein wie die FGL ist es wichtig, dass die Mitglieder stets informiert sind und dies zeitgerecht.
Lieber Stephan ich danke dir, dass du dir Zeit genommen hast, um meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche dir ein schönes Osterfest und für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Freude am Fechtsport.