, Krieger Angela

Ein Interview mit unserem Ehrenmitglied Heinz Schaffner

Heinz Schaffner ist der noch älteste aktive Säbelfechter in der Schweiz. Mit über 60 Jahren Fechterfahrung hat er viel zu berichten.

Wie kamst du zum Fechtsport?
Als Maschinenbaustudent war ich vor 62 Jahren Mitglied der damaligen Studentenverbindung «Berna Bertholdiensis». Die älteren Semester brachten den Jungen am freien Mittwochnachmittag das Säbelfechten in der Turnhalle des Schulhauses in Burgdorf bei, dies, mangels Fechtkleidung, in Trainingsanzügen und Turnschuhen. Die Fechtmasken, Handschuhe und Säbel stellte uns die Verbindung zur Verfügung.
(Elektrische Geräte zur Trefferanzeige für Säbel gab es zu dieser Zeit noch nicht. Die Ermittlung der Treffer an Turnieren erfolgte durch den Schiedsrichter, der von vier sogenannten «Sekundanten» unterstützt wurde.)
Mindestens einmal pro Semester gab es am damaligem Technikum Burgdorf ein Turnier bei welchem der jeweils beste Fechter ermittelt wurde. Geleitet wurden diese Turniere vom damaligen Maître Haueter, der während einiger Jahre auch Trainer bei der FGL war.

Du bist immer noch aktiver, lizenzierter Säbelfechter. Hast du auch an nationalen oder internationalen Turnieren teilgenommen?
Ja, das stimmt! Wenn es mir vergönnt ist, kann ich dieses Jahr meinen 84. Geburtstag feiern und bleibe damit der älteste, noch aktive Säbelfechter der Schweiz. Immer noch nehme ich gelegentlich am Training teil und fechte mit meinen Säbelkollegen am liebsten die Brassards. 2018 wurde ich sogar letztmals FGL-Jahresmeister im Säbel.

Während meiner 55-jährigen Fechtzeit als Säbelfechter (von 1961 bis 2016) nahm ich, wenn immer möglich, an regionalen und nationalen Fechtturnieren teil. Dies als Mannschafts- und Einzelfechter. Am erfolgreichsten habe ich mit der ersten Mannschaft des Fechtclubs Thun gefochten, dem ich während 20 Jahren (1961 – 1981) als Mitglied angehörte. Dort konnte ich an Turnieren und Meisterschaften einige Podestplätze erobern. Die dafür erhaltenen Medaillen und Zinnbecher erfreuen mich noch heute.

Im Frühling 1981 führte mich der berufliche Weg nach Luzern und ich wurde in Horw wohnhaft. Im selben Jahr trat ich auch der FGL als Aktivmitglied bei. Damals waren mir bei der FGL nur der damalige Fechttrainer Marcus Leyrer, Bernhard Billeter sowie Walter Frei bekannt, welche ich von früheren Turnierbegegnungen her kannte. Sie wurden meine Trainingspartner.

Bis 1984 nahm ich mit den Thunern noch an den Mannschafts-SM teil und konnte zum Abschluss nochmals die Silbermedaille erkämpfen.

(Säbelfechten)

Was ist Deine Meinung zum Entschluss des Schweizerischen Fechtverbandes, nur das Degenfechten als Hauptwaffe zu unterstützen?
Diese Frage möchte ich als Säbelfechter etwas persönlicher beantworten, da diese Aussage so nicht ganz zutrifft.

Wir Säbel- und Florettfechter sind vollwertige SFV-Mitglieder und nehmen somit die Rechte und Pflichten einer Mitgliedschaft als Fechter im SFV wahr.

Für mich war der Entscheid richtig, die erfolgreichere Sparte des Degenfechtens optimal zu unterstützen, insbesondere vom Zeitpunkt an, als Anja Straub (Bern) 1989 erste Weltmeisterin wurde und anschliessend u.a. auch Gianna Hablützel bei den Damen und Marcel Fischer bei den Herren Erfolge feiern konnten.

Du bautest die heutige, noch sehr aktive «Säbelgruppe» auf, die du auch trainiert hast. War das eine für dich erfüllende Aufgabe?
Auf meine Initiative hin (ich war damals Vizepräsident der FGL), wurde Maître Laszlo Heri, der in Bern unterrichtete, angestellt. Er unterrichtete bei uns etwa während 2 Jahren Degen und Säbel. Durch ihn interessierten sich weitere damalige Degenfechter für den Säbel. Bis heute besteht eine aktive Säbelgruppe bei der FGL, die auch regelmässig an den nationalen Seniorenturnieren und Schweizermeisterschaften teilnimmt. Seit ungefähr 10 Jahren dürfen wir in unserer Säbelgruppe auch Damen willkommen heissen. Durchschnittlich haben wir nun zwischen 6 – 12 SäbelfechterInnen, Tendenz momentan leider eher abnehmend (teilweise berufsbedingt). Damensäbel gibt es offiziell seit den olympischen Spielen von Athen im Jahre 2004.

Ja, das war für mich eine erfüllende Aufgabe, welche ich rund 15 Jahre ausführen durfte, denn mein ursprünglicher Berufswunsch war, Lehrer oder Pfarrer zu werden! Meine Erfahrung zeigt, Säbeltrainer vereint beide Berufswünsche in einem!

Seit ich Mitglied der FGL bin, gab ich meine Kenntnisse im Fechten gerne weiter, zuerst mit Schwerpunkt Säbelfechten.

Nach dem Wegzug des damaligen Trainers und Juniorenverantwortlichen Chris De Carli übernahm ich auf seine Bitte hin mit vollem Einsatz die damals für Schüler von Horw und Luzern in den Sportwochen stattfindenden Schnupperkurse im Degenfechten. Als damals Teilpensionierter eine ideale und erfüllende Beschäftigung.

Durch das Studium einschlägiger Fachliteratur erwarb ich mir das dafür notwendige Rüstzeug um Anfängern Lektionen erteilen zu können und sie für das Fechten zu begeistern.

Als Folge davon erhielt ich 2004 einen Trainervertrag, den ich erst Ende 2016, 1 Monat nach meinem 80. Geburtstag, kündigte. Seither bin ich «emeritierter Säbeltrainer» der FGL. Dies war für mich wirklich eine erfüllende Aufgabe, an welche ich mich immer gern zurückerinnern werde, insbesondere wenn ich sehe, wie das Säbelteam mit dem Gasttrainer Emmanuel Shapira neue Mitglieder generieren konnte und erfolgreich an Turnieren teilnimmt.

Du warst auch im Vorstand der FGL. Wann wurdest Du in den Vorstand gewählt und was waren deine Aufgaben?
Ich wurde an der GV 1983 in den Vorstand gewählt und mir wurde das Amt des Vizepräsidenten zugeteilt, da ich bereits Erfahrungen als Präsident im Vorstand des Fechtclubs Thun sammeln konnte. Nebst der Funktion als Vizepräsident übernahm ich die Funktion eines Materialwartes und war nebst dem Instandhalten der Turniergeräte auch für den Einkauf derselben beim damals einzigen Anbieter, Uhlmann Fechtsport, zuständig.
1989, nach dem berufsbedingten Wegzug des damaligen Präsidenten Gerold Häusermann, wurde ich zum Präsidenten ernannt, dies für 2 Jahre.

Einer der Höhepunkte meiner Präsidialzeit war 1990/91 die Planung der Unterbodenfechtanlage und des nötigen Materials (Kupferpisten, Meldeanlagen usw.) in Zusammenarbeit mit der Stadt Luzern und der Firma Uhlmann Fechtsport sowie die Mithilfe bei der Installation in der damals neuen Dreifachturnhalle Maihof. Somit konnten nun die FGL sowie der LFC grosse Fechtturniere unter optimalen Bedingungen durchführen. Auch 2019 konnte ich anlässlich der Generalrevision der Anlage während der Sommerferienpause durch die Firma Uhlmann meine noch vorhandenen Kenntnisse «an den Mann» bringen und tatkräftig mithelfen.

Trotz grosser Freude an der ehrenamtlichen Vorstandsarbeit trat ich 1991 nach 9 Jahren auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand zurück. Als Dank für meinen Einsatz zugunsten der FGL wurde mir im Jahr 2000 durch den damaligen Präsidenten Edi Frei die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Seit dem Zuzug nach Luzern 1981 sorgte ich auch dafür, dass das vereinseigene Fechtturniermaterial fachgerecht instandgehalten und stets in einwandfreiem Zustand war und für die Turniere einsatzbereit zur Verfügung stand. Noch heute stellt der Fechtturnier- und Fechtwaffenreparaturservice der FGL diesen Dienst unter neuer Leitung (Angela Krieger) sicher.

Von Beruf bist du Ingenieur, hast also technisches Verständnis. Beim Fechten braucht es «technisches Gerät», z.B. Kabelroller, Melder, Fechtwaffen usw. Die Fechter können ihr Fechtmaterial nicht schnell bei einem «Fechtgeschäft» reparieren lassen, also hast du den Reparaturservice gegründet, wo du dich mit Säbeln, Floretts und Degen sowie den technischen Geräten auseinandersetzen musstest. War das für dich schwierig?
Schon in Thun war ich für das einwandfreie Funktionieren der Fechtturniergeräte zuständig. Somit waren mir die Turniergeräte nicht «fremd» und mit Werkzeug umzugehen war für mich auch kein Problem.

Bis vor ungefähr 20 Jahren waren vor allem die Trainer, aber auch einzelne Erwachsene sowie Junioren mit abgeschlossener Berufslehre (z.B. Marco Tschümperlin oder Livio Ronchetti) für die Instandhaltung ihrer eigenen Waffen und Körperkabel, aber auch die ihrer Kollegen besorgt. Bezahlen musste man das Ersatzmaterial sowie die nach Gefühl bewertete Arbeitszeit.

Mit dem Engagement von Maren Zutavern wurde ab 2004 die Juniorenabteilung massiv ausgebaut und das vereinseigene Fechtmaterial (Kleidung, Masken, Handschuhe und Schutzausrüstung sowie Fechtwaffen) dem tatsächlichen Bedarf angepasst.

Das war dann auch der Zeitpunkt, wo ich als Säbelfechter, der sich ausschliesslich um das Turniermaterial kümmerte, künftig auch Degen und Körperkabel usw. instandhalten musste.

So entstand ab 2006 der «Reparaturservice Schaffner», der bei mir zu Hause im Hobbyraum beheimatet war. Zum Glück konnte ich Livio Ronchetti, als Kenner der Materie, zu mir «ins Boot» holen. Dort blieb die Werkstatt bis kurz vor meinem 80. Geburtstag und jeweils mittwochs wurden die zu reparierenden Gegenstände nach dem Training nach Hause überführt und normalerweise 1 Woche später wieder in die Halle gebracht. Später kam dann auch noch Tamas Kaiser zum Reparaturteam, da die Anzahl Reparaturen zunahmen (auch vom Partnerclub LFC in Luzern).

Im Sommer 2016 wollte ich, auch auf Wunsch meiner Frau, kürzertreten und den Reparaturservice in jüngere Hände übergeben. Glücklicherweise fanden wir mangels eigenen vorhandenen Räumen einen geeigneten Hobby- und Arbeitsraum im Wesemlinquartier. Seit dem Umzug hat der Reparaturservice auch einen neuen Namen, nämlich «Fechtturnier- und Fechtwaffenreparaturservice der FGL» und eine eigene Website «www.fecht-repservice.ch». Ganz aufgegeben habe ich aber den Rep.-Service noch nicht: als technischer Ratgeber und für «schwierige Fälle» stehe ich Livio und Tamas immer noch zur Verfügung. Und natürlich ist auch die Fechtanlage im Maihof noch «mein Kind», das mir am Herzen liegt. Von einer eigenen neuen Halle kann ich nur träumen ….

Am 20. Februar 2019 wurdest du ja von der IG Sport Luzern für deine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit geehrt. Warst du überrascht?
JA! Ich war sehr überrascht und hätte diese Ehrung nie erwartet. Noch wenige Tage vor der Bekanntgabe der Nominierung fragte mich meine Frau, wer mir eigentlich all meinen Einsatz für die FGL verdanken würde!

Zusammen mit meiner Frau und einer FGL-Vertretung durfte ich dann im Kantonsratssaal in Luzern hocherfreut die Trophäe und das Preisgeld für meine Verdienste als Vizepräsident, Präsident, Verantwortlicher für das vereinseigene Turniermaterial und den Reparaturservice entgegennehmen. Diese Ehrung war wirklich ein Höhepunkt in meinem FGL-Engagement. Nochmals herzlichen Dank an die Initianten.

Schaust du ab und zu auf unsere Webseite? Was interessiert dich dort?
Ja, ich schaue öfters auf die FGL-Webseite. Eigentlich interessiert mich alles und besonders freut mich, dass du, Angela, die Webseite sehr gekonnt gestaltest und diese immer aktuell ist. Besonders die Beiträge während der Covid-19 bedingten Fechtpause (Interviews, Quiz usw.) schaue ich mir gerne an. Auch dass du die Homepage ehrenamtlich und ohne jegliche Bezahlung im Schuss hält finde ich toll.

 

Lieber Heinz ich danke dir, dass du dir Zeit genommen hast, um meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und viel Freude am und mit dem Fechtsport.