Ein Interview mit Wolfgang Speiser
Wenn ich richtig unterrichtet bin, trat zuerst dein Sohn Julian der FGL bei und dann war das Interesse auch bei dir geweckt. Kannst du diese Situation schildern, die dich zum Beitritt bewogen hat?
Das ist richtig. Julian sprach immer vom Fechten und konnte es kaum erwarten mit 6 Jahren zum ersten Training gebracht zu werden.
Anfangs war ich ein ganz normaler Fecht-Vater, brachte den Sohn zum Training, wartete und nahm ihn wieder mit nach Hause.
Für meinen Einstieg ins Fechten war aber schlussendlich Maren verantwortlich. Es begann alles damit, dass ich Julian zu den Turnieren begleitete und Maren mich eines Tages fragte, ob ich nicht die "Kleinen" jugieren könnte. Ich müsse nur die Treffer zählen und etwas für Ordnung sorgen. Bei einem dieser Anlässe fragte mich der Veranstalter eines Plauschturniers, ob ich nicht auch das Finale der Veteranen jugieren möchte. Es stellte sich heraus, dass ich - leider weiss ich die Namen nicht mehr - einen ehemaligen österreichischen Olympiateilnehmer und einen Deutschen Meister vor mir hatte. Die beiden haben mich also jugieren lassen und am Ende des Kampfes mich auf sehr freundschaftliche Weise korrigiert.
Da stand dann mein Entschluss fest, jetzt beginnst Du mit dem Training, damit Du auch wirklich mitreden kannst.
Glaubst du es ist schwieriger den Fechtsport im Erwachsenenalter zu erlernen?
Grundsätzlich ist es nicht schwieriger auch im Alter den Fechtsport zu erlernen. Man muss sich einfach bewusst sein, die Erfahrungen, welche Fechter haben, die in der Jugend begonnen haben, können nie erreicht werden.
Für mich heisst das: ich bin ein überzeugter Amateur-Fechter. Wichtig ist einfach, die Eigenheiten des Fechtsports gleichwohl ernst zu nehmen. Im Fechtsport trainiert man Koordination und Konzentration und dies hält - wie jede Sportart - im Alter fit. Beispiele gibt es in der FGL ja genug, Heinz, Marcus etc.
Was hältst du von der Idee, jeder Fechter sollte einen Jugekurs besuchen, damit alle die Regeln lernen bzw kennen?
Jeden Fechter gerade in einen Jugekurs mit anerkanntem Abschluss zu schicken, halte ich doch übertrieben. Wenn das alle Vereine machen, sprengt es die Ressourcen des Schweizerischen Fechtverbandes.
Aber eine vereinsinterne Schulung für alle wäre schon von Vorteil. Wichtig ist, dass wir wieder einige ambitionierte Fechter haben, besonders bei den Junioren, welche bereit sind die Jugeprüfung abzulegen. Vor diesen Junioren ziehe ich mit Respekt den Hut, das ist einfach nur stark. Unterstützen sie doch damit ihre Kameraden, damit diese an Turniere gehen können, setzen ihre eigene Freizeit für den Verein ein und verzichten dabei auf eigene Interessen.
Ab und zu nimmst du auch an Veteranen Turnieren teil. Was bedeutet dir das?
Die Teilnahme an Turnieren ist für mich eigentlich nur Spass. Mein fechterisches Können ist halt nicht das Beste und ich bin schon glücklich, wenn ich überhaupt die erste Elimination überstehe.
Viel wichtiger an den Turnieren ist für mich zu erfahren, wo meine Grenzen sind. Kann ich bei meinen Gegnern etwas abschauen und mich dadurch weiterentwickeln. Das allerwichtigste aber an diesen Turnieren ist neben den Kämpfen der Kontakt mit den Kameraden. Man lernt Personen aus aller Herren Länder kennen, es entwickeln sich Freundschaften und somit freue ich mich mehr auf das Wiedersehen mit Freunden als auf das eigentliche Turnier. Jetzt sind wir wieder beim überzeugten Amateur-Fechter.
Seit 2017 bist du technischer Leiter der FGL. Was sind deine Aufgaben?
Das Amt des technischen Leiters Senioren lässt sich leicht zusammenfassen:
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Einpeitscher, damit die Leute an Turniere gehen - gelingt mir nicht immer.
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Unterhalt des Materials. Da wäre ich doch recht froh, wenn unsere Mitglieder etwas sorgfältiger mit dem Material umgehen würden. Wir haben halt zeitenweise einen hohen Verschleiss und damit auch hohe Reparaturkosten. Dazu kommt noch, dass unser Material auch nicht mehr das Allerneueste ist.
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Organisation von Turnieren. Wenn man es richtig machen will, eine sehr umfangreiche und verantwortungsvolle Aufgabe. Aber, wenn die Organisation eines Turnieres mich auch manchmal an meine Grenzen bringt, gleichwohl eine tolle Sache. Wenn man dann aber die leuchtenden Augen der Teilnehmer, die Emotionen an den Turnieren wahrnimmt, ist alles vergessen und man freut sich nur über einen gelungenen Anlass.
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Mitwirkung bei allen wichtigen Aktivitäten von Verein und Vorstand.
Wolfgang, du bist sehr "sozial" eingestellt. Bei der FGL bist du "das Mädchen für alles", du hilfst wo du kannst. Der Verein richtet auch Turniere aus, das bedeutet auch Arbeit. Letztes Jahr passierte etwas sehr Unschönes, du und Christine wurdet im Stich gelassen. Ihr habt den gesamten Turnieraufbau alleine geleistet. Kannst du diese Situation aus deiner Sicht schildern?
Das ist für mich Tempi passati. Die Ursache ist vielschichtig. Meiner Meinung nach war der Hauptgrund eine verunglückte Kommunikation, für die ich selber mit verantwortlich war und vielleicht auch ein gewisses Desinteresse unserer Mitglieder.
Vermutlich wurde auch der gesamte Anlass etwas unterschätzt. (Etwas stinkig war ich aber schon).
Manchmal vergisst man halt, dass Verein auch heisst vereint etwas unternehmen. Ich möchte nicht mehr dazu sagen.
Viel wichtiger: Die Mithilfe bei unserer Challenge Marcus Leyrer war toll. Alle haben mitgeholfen und haben Einsatz gezeigt. Das müssen wir für die Zukunft mitnehmen.
Die FGL richtet verschiedene Anlässe (Sommeranlass, Samichlausfeier, Turniere) aus, alles geschieht ehrenamtlich. In jedem Anlass werden Stunden investiert. Glaubst du, dass das allen bewusst ist oder sollte man das besser kommunizieren?
Dazu habe ich eine sehr dezidierte Meinung: Ich bin ja nicht nur Mitglied der FGL sondern bin auch im Reitsport aktiv. Bei Anlässen sind überall immer die gleichen aktiv. Das scheint mir fast ein wesentliches Merkmal von Vereinen zu sein.
Ich kenne andere Vereine, für mich ein absolut gangbarer Weg, welche von ihren Mitgliedern eine Anzahl Fronstunden pro Jahr einfordern. Ein Vereinsmitglied sollte sich im Klaren sein, dass eine Mitgliedschaft nicht nur aus der Pflicht zum Mitgliederbeitrag und das Recht zur Teilnahme an Aktivitäten besteht, sondern auch Mithilfe bei der Organisation des Vereins beinhaltet. Wenn jedes Mitglied sich nur ein bis fünf Stunden pro Jahr einsetzt, ist unglaublich viel erreicht.
Mit diesem Einsatz wächst dann auch automatisch die Verbundenheit mit dem Verein und den Mitgliedern.
Am GP Bern und an der EM in Montreux warst du als Volontier dabei. Wie waren deine Erfahrungen?
Ich versuche jedes Jahr oder zumindest jedes zweite Jahr an einem externen Anlass teilzunehmen. So war ich nur am Grand Prix Bern oder der EM in Montreux. Weitere Einsätze hatte ich als Kampfrichter an der Leichtathletik-EM in Zürich, den Special Olympics in Villars aber auch bei kleinen regionalen Anlässen. Allen Anlässen gemein ist eine sehr grosse Befriedigung. Man muss sich auf den jeweiligen Anlass einlassen können und einfach die Arbeiten machen, die einem zugewiesen werden. Belohnt wird man mit Emotionen, neuen Freundschaften, persönlichem Kennenlernen von bekannten Persönlichkeiten aus Politik und Sport. So konnte ich als absolutes Highlight den ehemaligen amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter persönlich kennen lernen. Vielleicht liegt es auch in meinem Naturell, dass ich neben Beruf und Freizeit auch versuche meinen Horizont ständig zu vergrössern.
Zum Schluss die obligatorische Frage. Schaust du ab und zu auf unsere Webseite, wenn ja, was interessiert dich?
Klar schaue ich immer wieder auf unsere Homepage. Dabei habe ich als Vorstandsmitglied den grossen Vorteil, ich werde ja über alles vorgängig informiert und kann auch noch auf Entscheidungen Einfluss nehmen.
Aber eines ist sicher: Ein grosses Dankeschön, Dir liebe Angela. Die Homepage kommt frisch und aktuell herüber. Sie spricht mich an.
Lieber Wolfgang ich danke dir, dass du dir Zeit genommen hast für dieses Interview. Ich wünsche dir noch viele spannende Begegnungen auf und neben der Piste.